Erschöpfungsdepressionen, auch als Burnout-Syndrom bezeichnet, sind ein immer verstärkter auftretendes Phänomen in der heutigen Zeit. Kennzeichnend sind massive Erschöpfungszustände. Begleitet werden sie von einem hoffnungslosen, verzweifelten und reduziertem Allgemeinzustand. Genau wie bei einer Depression auch können bei einer Erschöpfungsdepression Panikattacken auftreten.
Insbesondere alleinerziehende und berufstätige Eltern lassen sich immer öfter von mir beraten, weil sie mit Anzeichen von Panikattacken und Depression zu kämpfen haben. In diesen Beratungen kommt häufig die Frage auf, ob denn das eine mit dem anderen überhaupt etwas zu tun habe. Deshalb habe ich mich entschieden, diesem Thema einen eigenen Artikel zu widmen.
Burnout oder Erschöpfungsdepression – eine Grundsatz-Frage
Generell wird mittlerweile der Begriff „Burnout“ wesentlich häufiger verwendet als die Bezeichnung „Erschöpfungsdepression“. Das hat vermutlich viel damit zu tun, dass Burnout auch immer mit Fleiß und Arbeitsamkeit verbunden wird, wohingegen eine Erschöpfungsdepression eher nach Schwäche und Versagen klingt.
Ich persönlich bevorzuge jedoch den Begriff der Erschöpfungsdepression. Das hat viel damit zu tun, dass ich ihn als treffender empfinde, denn faktisch ist ein Burnout nichts anderes als eine depressive Symptomatik. Anders als die generelle Depression wurde die Erschöpfungsdepression jedoch durch Überlastung ausgelöst.
Wie entsteht eine Erschöpfungsdepression und welche Folgen hat sie?
Bevor wir uns den Panikattacken als spezielle Begleiterscheinung der Erschöpfungsdepression widmen, möchte ich kurz darauf eingehen, wie eine Erschöpfungsdepression ausgelöst wird.

Wie der Name schon sagt, dreht sich alles um einen Erschöpfungszustand des Betroffenen. In meiner Arbeit begegne ich vor allem berufstätigen, alleinerziehenden Elternteilen, die kurz vor einem seelischen Zusammenbruch stehen, weil sie sich zu viel zugemutet haben. Die Verantwortung für das Kind, die hohen Anforderungen im Job und die immer weniger werdende Zeit für sich selbst sind die wichtigsten Faktoren. Manchmal kommt dann noch die Pflege eines nahen Angehörigen oder andere emotional stark belastende Themen hinzu.
Die eigenen Grenzen zu spät erkannt
Meist empfinden sich die Betroffenen als in einer Sackgasse feststeckend, aus der sie weder vor noch zurück zu kommen scheinen. Sie stellen fest, dass sie ihre Grenzen längst überschritten haben und nun rapide an Energie verlieren. Hier finden wir auch das Kernproblem: Jeder von uns hat diese eigenen Grenzen der Belastbarkeit und normalerweise spüren wir sie. Wenn wir aber das Gefühl bekommen, dass es ohnehin keinen anderen Weg gibt, als zu funktionieren, blenden wir diese Grenzen nur allzu gern aus. Das alles geschieht häufig völlig unbewusst.
Der Körper beginnt, zu streiken
Wir werden mit der Zeit verwundbarer und merken, dass unser Körper nach und nach schwächer wird. Infekte am laufenden Band sind beispielsweise Zeichen einer gestörten Immunabwehr, die durch Stress entstehen kann. Viele Menschen haben aber auch Schmerzen oder andere Belastungserscheinungen wie Tinnitus oder erhöhten Blutdruck.

Egal, was davon man spürt, eines haben all diese Anzeichen gemein: Der Körper signalisiert, dass er eine Pause benötigt. Er versucht, den Betroffenen dazu zu zwingen, zur Ruhe zu kommen. Durch das bereits oben beschriebene Gefühl der Ausweglosigkeit gesteht sich der Betroffene jedoch diese Auszeit nicht zu. Er versucht, die Zeichen zu ignorieren und weiter zu funktionieren.
Ein Zusammenbruch der Seele
So schleichend sich die Erschöpfungsdepression entwickelt, so plötzlich kommt irgendwann der psychische Zusammenbruch. Von einem auf den anderen Tag geht nichts mehr. Viele Betroffene sind nervlich so am Ende, dass sie einfachste alltägliche Dinge nicht mehr bewältigen können. Arbeiten ist in aller Regel überhaupt nicht mehr möglich. Einige beschreiben eine ausgeprägte körperliche Schwäche. Diese kann so weit gehen, als dass die Betroffenen nicht einmal mehr aufstehen können.
Nach dem ersten Schock folgt die langsame Einsicht
Wenn die Erkrankten akzeptiert haben, dass sie ihren Weg nun anpassen müssen, sind sie häufig das erste Mal nach langer Zeit wieder in der Lage, ihre Grenzen innerlich zu spüren. Das geschieht dann nicht mehr nur durch körperliche Ausfälle. Das eigene Bauchgefühl und die innere Stimme werden wieder spür- und hörbar. Dann kann mit Hilfe therapeutischer Interventionen die Heilung forciert werden.
Panikattacken und Erschöpfungsdepression – wie beides zusammenpasst
Wie ich schon in meinen Artikeln Wieso bekommt man Panikattacken? und Wie du Panikattacken besiegen kannst beschrieben habe, sind Panikattacken ohne körperliche Ursachen, wie beispielsweise Schilddrüsenfunktionsstörungen, häufig ein Ergebnis von langen Phasen voller Stress.

Unter Stress schüttet der Körper Adrenalin aus, was wiederum einen Anstieg von Cortisol bedingt. Cortisol ist ein Hormon, das dafür sorgt, dass unser Immunsystem unterdrückt und unsere Leistungsgrenzen nach oben verschoben werden. In einer echten Gefahrensituation macht das durchaus Sinn. Denn da sorgt das Cortisol dafür, dass sämtliche Ressourcen mobilisiert werden, um dein Überleben zu sichern – sei es durch Kampf oder durch Flucht. Cortisol ist also sowas wie ein natürliches Doping-Mittel.
Alles natürlich, also nicht so schlimm?
Jetzt könnte man meinen, dass etwas, das der Körper natürlicherweise bildet, kein großes Problem sein kann. Schließlich vergiftet der eigene Körper sich wohl kaum selbst. Stimmt – unser Verhalten ist das Problem, nicht unser Körper. Die Biologie hat die Ausschüttung von Cortisol nicht auf lange Zeit ausgelegt.
Und genau da ist die Krux bei der Sache. Wenn wir uns kontinuierlich zu viel zumuten, haben wir durch das erhöhte Adrenalin auch einen ständig erhöhten Cortisol-Spiegel. Wir befinden uns quasi 24/7 im Ausnahmezustand. Weil der Körper merkt, dass ihm das nicht gut tut, beginnt er, zu rebellieren. Das geschieht dann beispielsweise, indem er Panikattacken produziert.
Panikattacken und Erschöpfungsdepression als Folge von zu wenig Ausgleich

Das Problem an einem Überschuss an Adrenalin ist nämlich, dass der Körper es nicht einfach so wieder abbauen kann. Er muss auf Höchstlast fahren, um es abbauen zu können. Was eignet sich da besser als Herzrasen, Atemnot, Zittern oder Schwitzen? Besonders dann, wenn der stressige Alltag keine Zeit mehr für Sport lässt? Sicher kennt jeder die Redewendung vom „Ausgleich schaffen zum stressigen Alltag“. Neben entspannenden Tätigkeiten ist hier auch Sport gemeint. Schlicht und ergreifend, weil Sport im wahrsten Sinne des Wortes die innere Balance wieder herstellt, indem er Stresshormone abbaut.
Panikattacken sind nur eine mögliche Symptomatik einer Erschöpfungsdepression
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Panikattacken können also durchaus im Rahmen einer Erschöpfungsdepression auftreten. Häufig treten sie erstmalig bereits in Erscheinung, wenn die Erschöpfungsdepression sich erst anbahnt. Damit ist sie für den Betroffenen noch nicht zwingend bewusst spürbar. Panikattacken können also auch als so etwas wie ein Alarmsignal verstanden werden.
Ist die Erschöpfungsdepression erst da, hat sich meist schon längst eine Angst vor der Angst entwickelt. Weil die Panikattacken bereits mehrfach aufgetreten sind, befürchtet der Betroffene immer häufiger eine erneute Panikattacke. Dann muss nicht einmal mehr ein stressiges Umfeld herrschen, weil die Psyche durch die Vermeidungshaltung bereits selbst dafür sorgt, dass Stress vorherrscht.
Wenn du Panikattacken hast und eine Erschöpfungsdepression befürchtest, such dir Hilfe

Wenn du also unter Panikattacken leidest und dir auf Grund der äußeren Umstände vorstellen kannst, dass ein Zusammenhang mit einer sich anbahnenden Erschöpfungsdepression besteht, solltest du dir schleunigst Hilfe suchen. Das bedeutet in vielen Fällen, erst einmal den Hausarzt aufzusuchen.
Wenn du jedoch vermeiden möchtest, dass deine Symptome vermerkt werden, besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich bei Coaches oder Beratungsstellen beraten zu lassen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn du dir die Möglichkeit offenhalten möchtest, irgendwann eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Mit psychischen Vorerkrankungen kann sich das durchaus schwieriger gestalten. Solltest du ein Beratungsgespräch mit mir führen wollen, damit wir gemeinsam nach Wegen aus deiner Krise suchen können, schreibe mir einfach über mein Kontaktformular.
Notfall-Hilfe in Krisenfällen
Wenn du bereits weißt, dass du an einer Erschöpfungsdepression leidest, ist ärztliche Hilfe in aller Regel unumgänglich. Brauchst du akute Hilfe oder hast du Gedanken, dich selbst zu verletzen oder dir etwas anzutun, kannst du dich völlig anonym und jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Die kostenlosen Rufnummern lauten 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 oder 116 123.