Vor einigen Wochen begleitete ich eine junge Frau, die sich aufgrund von Existenzangst in der Schwangerschaft sehr verzweifelt an mich gewandt hatte. Sie hatte wegen Unterleibsschmerzen ihren Arzt aufgesucht und dieser hatte ihr eröffnet, dass sie schwanger sei. Neben der Tatsache, dass sie mitten im Studium steckte und nur einen Studentenjob als Kellnerin hatte, hatte sie große Angst, ihrem Partner diese Nachricht mitzuteilen. Sie wusste nicht, ob er sich freuen würde oder nicht, ob er sie verlassen oder zu ihr stehen würde und wie er überhaupt zu einem eigenen Kind stand. Die Beziehung war noch recht frisch, so dass diese Themen für das Paar eigentlich noch gar nicht zur Debatte standen.
Es gab also gleich mehrere Dinge, die durchaus geeignet waren, um eine Existenzangst in der Schwangerschaft heraufzubeschwören. Weil ich solche Situationen bereits häufiger erlebt habe, kam mir die Idee, einen Artikel darüber zu schreiben.
Existenzangst in der Schwangerschaft ist eine normale Reaktion
Grundsätzlich ist Existenzangst in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich und eine ziemlich normale Reaktion auf diese einschneidende Nachricht. Das Leben ändert sich und plötzlich soll man Verantwortung für einen kleinen Menschen tragen. Will ich das überhaupt? Bin ich dafür schon reif genug? Schaffe ich das? Was werden die anderen sagen? Klappt das finanziell? Diese und andere Fragen stellen sich viele, vor allem junge, werdende Mütter. Es ist wichtig, diese Fragen Schritt für Schritt zu beantworten und die kommenden Monate zu planen. Du wirst sehen, dass die Aufgabe, die vor die liegt, gar nicht so unlösbar ist, wie sie anfangs scheinen mag. Es gibt zahlreiche Hilfen, von denen ich einige hier vorstellen werde.
Die grundlegendste Frage: Behalte ich das Kind?
Jetzt, da du von deinem Arzt erfahren hast, dass du ein Kind erwartest, stehst du – je nach persönlicher Haltung – unter Umständen vor der Frage, ob du dein Kind behalten möchtest. Letztlich kannst du dir diese Frage nur selbst beantworten. Vertraue deinem Gefühl und lass dich nicht beirren von der Meinung anderer.
Lass dich bei Existenzangst wegen einer Schwangerschaft von Fachleuten beraten

Es gibt die sogenannten Schwangerenkonfliktberatungsstellen. Die Kollegen dort können dich in vielen Fragen beraten – nicht nur in der Frage, ob ein Abbruch für dich eine Lösung ist oder nicht. Hier findest du eine Suchfunktion für eine Beratungsstelle in deiner Nähe.
Wenn du für ein persönliches Gespräch noch nicht bereit bist, hast du außerdem die Möglichkeit, bei mir einen Termin zu buchen. Hier kannst du deine Fragen via Mail, Telefon oder auch Skype stellen – ganz wie es dir am liebsten ist.
Mit der Entscheidung für das Kind kommt die Existenzangst
Haben sich werdende Mütter für das Kind entschieden, kommen häufig Existenzängste und Zukunftsängste auf. Neben der finanziellen Absicherung eines Kindes stehen oft Fragen zur Partnerschaft im Raum.
Wie sage ich es meinem Partner?
Eine Frage, die ich oft mit betroffenen Klientinnen bearbeite, ist, wie der Partner am besten informiert werden sollte, denn eines ist klar: Eine Schwangerschaft lässt sich kaum verstecken. Die Angst, wie der Partner reagiert, beherrscht die Gedanken. Natürlich gibt es Fälle, in denen ein Partner zunächst nicht sehr erfreut reagiert. Aber: In den meisten Fällen, die ich begleitet habe, stellte sich nach dem ersten Schock durchaus Freude über das Kind ein. Und selbst, wenn nicht – dein Partner trägt genauso viel Verantwortung wie du für die Situation. Versuch, dir das bewusst zu machen. Du solltest kein schlechtes Gewissen haben, denn es brauchte schon euch beide dazu, um ein Kind zu machen. Wenn du magst, kannst du dir natürlich auch einen „Verbündeten“ zu diesem Gespräch mitnehmen.
Manchmal ist es einfacher, über Existenzangst zunächst mit einem Fremden zu sprechen
Ich biete dir gern Hilfe an, wenn es darum geht, das Gespräch mit deinem Partner vorzubereiten. Ebenso kannst du dich an mich wenden, wenn dein Partner bereits erfahren hat, dass du schwanger bist und die Reaktion nicht so war, wie du sie dir vorgestellt oder gewünscht hast.
Und wenn die Beziehung zerbricht?

Auch dann brauchst du keine Existenzangst haben. Es gibt in Deutschland viele verschiedene Stellen, die dir auch in finanzieller Hinsicht weiterhelfen können. Neben den üblichen Sozialleistungen bieten viele kirchliche Träger Unterstützung an. Die Caritas oder die Diakonie sind nur zwei Beispiele. Die Schwangerenberatungsstelle in deiner Nähe wird dir helfen, wenn es darum geht, Anträge für eine Erstausstattung oder für Kinder- oder Elterngeld zu stellen. Selbst wenn dein Partner sich aus dem Staub machen würde, wärst du nicht allein. Versuche, der Existenzangst diese Tatsachen entgegenzuhalten. Es gibt schlicht keinen Grund, um die Existenz zu fürchten, weil nahezu jede Eventualität staatlich abgesichert ist.
Finanzielle Ängste in der Schwangerschaft
Wie ich im letzten Abschnitt schon angesprochen habe, sind finanzielle Ängste in der Schwangerschaft nicht wirklich notwendig. Natürlich kostet ein Kind Geld. Windeln, Essen, Einrichtungsgegenstände und Kleidung wollen bezahlt werden. Aber es gibt eben auch zahlreiche Hilfsangebote.
Kleidung
Kleidung für Kinder kannst du beispielsweise sehr günstig in Kleiderkammern kaufen. Das DRK bietet sowas an, aber auch der Kinderschutzbund hat häufig derartige Angebote.
Möbel
Für die Einrichtungsgegenstände kannst du eine sogenannte Erstausstattung beantragen. Entweder bist du leistungsberechtigt und kannst direkt beim Jobcenter einen Zuschuss beantragen (wende dich hierzu am besten an deinen Sachbearbeiter), oder aber du beantragst eine finanzielle Unterstützung – beispielsweise bei der Bundesstiftung Mutter und Kind.
Windeln
Bezüglich der Windeln gibt es durchaus die Möglichkeit, auf Stoffwindeln zurückzugreifen. Neben der Nachhaltigkeit besteht der ganz klare Vorteil dieser Variante im finanziellen Aspekt. Natürlich müssen die Windeln dann auf 95° gewaschen werden, damit das Ganze hygienisch ist.
Ernährung
Auch beim Essen gibt es Möglichkeiten der Hilfe. Das Netz der Tafeln in Deutschland ist sehr gut ausgebaut. Gerade frische Lebensmittel, die im Supermarkt teuer sind, bekommst du dort gegen einen kleinen Eigenanteil. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Brei selbst herzustellen – das ist gesünder und günstiger als ein Gläschen zu kaufen. Rezepte findest du dazu reichlich im Netz.
Existenzangst in der Schwangerschaft ist also häufig gar nicht nötig
Der Volksmund sagt, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Existenzangst in der Schwangerschaft ist ein normales Gefühl, das selbst Frauen erwischt, die in einer festen Beziehung sind und diese Schwangerschaft geplant hatten. Aber so oder so siehst du an meinen Ausführungen oben, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich Hilfe zu suchen und zu improvisieren. Es gibt keinen Grund, um deine Existenz zu fürchten, weil das Leben ein Geschenk für dich bereithält. Wenn du eine individuellere Beratung haben möchtest, buche gern einen Termin – wir finden definitiv einen für dich passenden Fahrplan. Schreibe mir hierzu einfach über mein Kontaktformular.
Die werdende Mutter und ihr weiterer Weg – Existenzangst adé!

Die junge Frau, von der ich zu Beginn des Artikels berichtet habe, hat gemeinsam mit mir ihr Gespräch mit ihrem Partner vorbereitet und mich am folgenden Tag freudig angerufen, um mir zu sagen, dass es sehr gut verlaufen ist. Heute freuen sich beide wahnsinnig auf ihr Kind und sind wesentlich ruhiger als noch zu Beginn. Zwischendurch haben wir noch gemeinsame Termine, in denen es jedoch eher darum geht, die beiden in ihrem Handeln zu bestätigen, denn sie machen das super!
Glaub an dich!
Du kannst das schaffen, so wie es Millionen Frauen vor dir geschafft haben und du wirst es gut schaffen. Glaube an dich und vertrau auf deine Fähigkeiten. Mutter sein musst du nicht lernen. Du wirst das Beste sein, was dein Kind hat – behalte das immer im Hinterkopf.
Für Interessierte
Wenn du noch mehr über die Mechanismen von Existenzangst im Allgemeinen erfahren möchtest, habe ich in meinem Artikel „Existenzangst“ die wichtigsten Fakten für dich zusammengestellt.