Eine häufige Frage, die mir in meinem Job immer wieder begegnet, ist die Frage, welche Menschen eigentlich Panikattacken bekommen. Oft steckt dahinter gerade bei Betroffenen ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit. Sie haben das Gefühl, dass sie einem bestimmten Persönlichkeitszug haben, der Panikattacken auslösen kann. Das hat viel damit zu tun, dass wir, bevor wir etwas akzeptieren können, immer erst einmal nach Gründen suchen. Es könnte ja unsere eigene Schuld sein, dass wir an Panikattacken leiden.
Dieses Verhalten lässt sich auch in Bezug auf andere Erkrankungen beobachten. Noch immer ist beispielsweise von einer sogenannten Krebspersönlichkeit die Rede, wenn es um Krebserkrankungen geht. Die Wahrheit ist jedoch weitaus einfacher. Jeder von uns kann zu jeder Zeit an verschiedensten Krankheiten erkranken. Dazu gehören auch Panikattacken.
Ursachen für Panikattacken
Neben organischen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Erkrankung der Schilddrüse, spielen seelische Faktoren bei der Entstehung von Panikattacken eine gewichtige Rolle. Dauerhafter Stress, Traumatisierungen oder langanhaltende depressive Verstimmungen – egal, was dich belastet, es kann durch körperliche Prozesse Panikattacken verursachen. Wenn du genauer wissen möchtest, was die Hintergründe sind, kannst du in meinem Artikel Wieso bekommt man Panikattacken? alles wichtige dazu nachlesen.
Weshalb überrascht es dann dennoch so viele Menschen, dass ausgerechnet sie Panikattacken bekommen?

Dass viele Betroffene gerade zu Beginn bezweifeln, dass ausgerechnet sie Panikattacken bekommen, hat viele Gründe. Anders als beispielsweise ein Burnout sind Panikattacken gesellschaftlich nicht so anerkannt. Panikattacken zu haben bedeutet noch immer für viele Betroffene eine (zumindest gefühlte) Stigmatisierung. Das ist sicherlich ein Grund.
Dazu kommt, dass viele Menschen nur schwer akzeptieren können, dass Körper und Geist eine Einheit bilden. Ein Ungleichgewicht auf einer Seite bedingt auch ein Ungleichgewicht auf der anderen Seite. Jedoch passiert das nicht, weil es unserem inneren Willen unterliegen würde, ob man Panikattacken bekommt oder nicht. Vielmehr lösen emotionale Zustände körperliche Aktionen aus – unser Einfluss darauf ist begrenzt.
Zuletzt ist ein wichtiger Faktor, dass viele Betroffene nicht glauben können, dass sie wirklich unter Panikattacken leiden. Sie suchen unentwegt nach anderen Erklärungen für ihre körperlichen Erscheinungen. Das tun sie, weil sie glauben, dass psychosomatische Symptome bei ihnen ausgeschlossen sind. Der Eindruck, doch bisher immer stark und unangreifbar gewesen zu sein, wenn es um die psychische Stabilität ging, erlaubt keine Ausnahmen.
Also könnte jeder betroffen sein, wenn es darum geht, welche Menschen Panikattacken bekommen können?
Nur langsam setzt sich bei Betroffenen mit der Zeit die Erkenntnis durch, dass es tatsächlich Panikattacken sein könnten, die sie quälen. Davor stehen Zweifel und Misstrauen gegenüber Mitmenschen und Ärzten. Viele Betroffene fühlen sich nicht ernstgenommen, wenn ihnen ihr Arzt sagt, dass sie unter einer Panikstörung leiden. Sobald psychische Ursachen genannt werden, impliziert das für viele ein Gefühl, als seien die Symptome nur eingebildet. Das sind sie natürlich nicht – die Symptome sind real. Sie haben nur eben psychische Ursachen und keine organischen.
Welche Menschen Panikattacken bekommen, ist also keine Frage der inneren Stärke oder des eigenen Willens, sondern eine Frage der Balance zwischen Geist und Körper. Sobald die Betroffenen das verstanden haben, beginnt ein Prozess der Akzeptanz. Es ist ein langwieriger Prozess, aber er geht voran.
Welche Menschen bekommen Panikattacken? Ich doch nicht!

Nach meiner ersten Panikattacke hat es Jahre gedauert, bis ich in der Lage war, zu verinnerlichen, dass meine Symptome eben keine Herzkrankheit oder ähnliches sind. Auch ich habe zu Beginn in voller Überzeugung gesprochen, wenn ich meinen Ärzten erklärte, dass es keine Angstanfälle sein können. Ich konnte es einfach nicht glauben, weil sie so plötzlich kamen und ich noch nie zuvor in meinem Leben ein solches Empfinden hatte. Zumal meine ersten Panikattacken erst im zweiten Schritt von Panik begleitet waren. An erster Stelle stand das Herzrasen und erst nach ein paar Minuten kam die Angst.
Ich war sicher, dass ich nicht betroffen bin. Heute erscheint mir das regelrecht absurd, aber damals war es völlig logisch für mich, dass alle möglichen Ärzte unfähig waren, meine wahre Erkrankung zu erkennen. Und genauso wie mir geht es unzähligen Betroffenen. Sie glauben, dass Panikattacken andere Menschen treffen, aber nicht sie.
Der Geist öffnet sich für die Möglichkeit, dass es doch Panikattacken sein könnten
Jede ergebnislose Untersuchung erhärtete die innere Erkenntnis ein wenig bei mir. Nachdem das Herz eindeutig als Verursacher meines Herzrasens ausgeschlossen wurde, war ich sicher, dass es dann etwas anderes sein müsse. So wurde nach und nach mein kompletter Körper untersucht. Irgendwann musste selbst ich akzeptieren, dass es Panikattacken waren.
Dieser Weg ist dir wahrscheinlich nicht unbekannt und vermutlich befindest du dich gerade auf diesem Weg. Das eigene Verständnis ist vielleicht schon in Sichtweite, vielleicht ist es aber auch noch weiter entfernt. Eines kann ich dir aber versichern – Panikattacken sind nicht ausgeschlossen, nur weil du es dir nicht vorstellen kannst.
Welche Menschen Panikattacken bekommen können, lässt sich also ziemlich einfach beantworten
Jeder kann Panikattacken bekommen. Jeder einzelne von uns. Sie machen keinen Halt vor lebenserfahrenen Menschen. Und es interessiert sie herzlich wenig, ob du bisher immer stark warst. Sobald ein Mensch aus irgendeinem Grund dauerhafte Belastungen erfährt, ist er auch gefährdet, körperliche Symptome zu entwickeln – also auch Panikattacken. Letztlich können wir uns kaum davor schützen, denn schwierige Phasen hat jeder von uns einmal.
Wichtig ist, zu akzeptieren, dass seelischer Stress sich körperlich auswirken kann – völlig unabhängig von der Persönlichkeitsstruktur. Deshalb sei offen für alle Möglichkeiten und vertrau deinen Ärzten. Sie lassen dich nicht fahrlässig einfach wieder nach Hause gehen, sondern sie kennen die Symptomatik einfach zu gut.
Und wenn die Akzeptanz da ist?
Wenn du irgendwann an dem Punkt angelangt bist, an dem du verinnerlicht hast, dass deine Panik echt ist und keine Erkrankung dahintersteckt, gilt es, zu kämpfen. Einige gute Tipps aus meinen eigenen Erfahrungen habe ich in meinem Artikel Wie du Panikattacken besiegen kannst – die neun wichtigsten Tipps & Infos für dich gesammelt.
Wenn du eine ausführlichere Beratung brauchst, kannst du mich aber natürlich auch über mein Kontaktformular anschreiben, damit wir einen Termin vereinbaren können.